Dass Tablet-gestützte DAW-Controller
auf dem Vormarsch sind, sollte niemandem verborgen geblieben sein.
Immer mehr Hersteller entwickeln Apps, die zum einen preisgünstige
Alternativen zu Hardware-Controllern bieten, zum anderen diese unter
Umständen auch gänzlich ersetzen könnten.
V-Control ist eine solche App. Mit
gerade mal 7,5 Megabyte Speicherbedarf lässt sich die Vollversion
des universalen DAW-Controllers zur Zeit für 39,99€ im
Apple-Appstore erwerben. Nicht gerade ein Schnäppchen in einem
Direktvergleich mit ernstzunehmenden Controllern wie beispielsweise
Mackie Unviersal Control Pro, Icon Q-Con oder SSL Nucleus, aber mehr
als verlockend.
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Zum Vergleich: Mackie Universal Control Pro. Quelle: www.mackie.com |
Mit dem Erwerb der App und der
Installation auf dem iPad ist es allerdings noch nicht getan.
Neyrinck nutzt nämlich WiFi um eine Synchronisation zwischen
Controller und DAW zu ermöglichen. Für diese Synchronisation wird
noch ein Bindeglied benötigt, welches auf der DAW installiert werden
muss. Dieses Tool heisst „Ney-Fi“, ist kostenlos und kann auf der
Neyrinck-Homepage heruntergeladen werden, allerdings muss man sich
für den Download mit einer gültigen eMail-Adresse registrieren
lassen. Das schmälert ein wenig die Freude, denn der Grund, warum
daraufhin Spam-Ordner immer prall gefüllt sind, mag irgendwo hier
seinen Ursprung haben.
Nach der Installation von „Ney-Fi“
stehen nun wirklich alle Systeme auf „go“ und V-Control kann
gestartet werden.
Der Controller wird in der Regel
erkannt, generell ist eine automatische Installation seitens des
Sequenzers zu empfehlen. iPad und DAW laufen dann synchron, so dass
man lediglich die Auswahl treffen muss mit welchem Sequenzer
gearbeitet werden soll.
Über das Einstellungsmenü lassen sich
alle gängigen Sequenzer auswählen. V-Control passt sich dabei
optisch dem ausgewählten Sequenzer an und versucht sich damit
komplett ins System zu integrieren.
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Ansicht im Pro Tools Modus. Quelle: www.neyrinck.com |
Die Übersicht bleibt trotz einer Fülle
an Informationen, die auf den Nutzer einwirken, größtenteils
erhalten. Dann geht V-Control noch einen Schritt weiter: über das
Editierfenster lassen sich zumindest in der Version 1.7 kleinere
Manipulationen und Editierfunktionen durchführen. Ob diese Funktion
sinnvoll ist und unbedingt eingesetzt werden muss, sollte jeder für
sich entscheiden. Auflösung und Detailtreue sind für saubere
Schnitte eher ungeeignet.
Anwender, die sich lediglich die
Controlling-Eigenschaften zu Nutze machen wollen, haben mehr Freude
daran. Mit 8 gleichzeitig bedienbaren Faderpacks sind zumeist kleine
Produktionen gut und übersichtlich durchführbar. Bei größeren
Projekten muss man sich, wie bei Hardware-Controllern im Übrigen
auch, auf die gewünschte Ebene „wischen“ um Einstellungen zu
ändern.
Es dauert ein wenig bis man sich an
seinen neuen Helfer gewöhnt hat. Nach einer gewissen Zeit fällt
aber schon auf, dass Tastatur und Maus immer seltener zum Einsatz
kommen.
Einen großen Vorteil beinhaltet auch
die kabellose Verbindung. Die DAW lässt sich aus jeder Position
innerhalb des WLAN-Empfangbereiches fernsteuern. Das ist praktisch,
zumal man seinen Mix nun aus allen erdenklichen Positionen abhören
und auch erstellen kann.
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Praktisch: Sogar Plug-Ins lassen sich steuern. |
Eine schöne Erweiterung wäre noch die
Möglichkeit mehrere Geräte kaskadiert zu betreiben, andrerseits
muss man sich spätestens dann die Frage stellen, wie viele iPads der
Mensch wirklich braucht. Denn spätestens mit dem Neuerwerb eines
zweiten oder dritten Geräts bewegt man sich in das preisliche Niveau
legendärer Controller, die zusätzlich zur Funktionalität auch in
Sachen Haptik eine gute Figur machen.
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